Mit Leidenschaft, Mut und Können zum Meister-Triple im Handwerk
Jürgen Hübner aus Vollmershain ist ein Mann, der nicht zur Ruhe kommt, immer wieder neue Ideen hat und eine Leidenschaft fürs Handwerk ausstrahlt, die ihresgleichen sucht. Der 56-Jährige sprüht vor Begeisterung, wenn er über seinen Werdegang im Handwerk erzählt.
Meisterbrief Nr. 1: Bäckermeister
Gelernt hat er den Beruf des Bäckers von 1981 bis 1983 in der Bäckerei Fuchs in Schmölln, um anschließend im väterlichen Betrieb in Löbichau zu arbeiten. Nach drei Gesellenjahren schloss sich von 1986 bis 1988 die Meisterschule an, die er mit Bravour als Bäckermeister abschloss. Wissbegierigkeit hatte er schon damals. Und so sammelte er nach der Wende für acht Tage in einer Bäckerei in Göttingen wichtige Erfahrungen, wie die Marktwirtschaft funktioniert und konnte auch tolle Rezepte mit in die Heimat nehmen. „Der Chef dieser Bäckerei war es auch, der mir bei der Beschaffung von Maschinen sehr geholfen hat“, erinnert sich Jürgen Hübner zurück.
1992 wagte er und mit seiner Frau Angela schließlich den Sprung ins kalte Wasser, erwarb die Bauruine des eigentlich geplanten Konsums in Vollmershain. Nach zwei Monaten Bauzeit konnte am 27. Mai 1992 Eröffnung mit fünf Mitarbeitern gefeiert werden.
Doch was den Bäckermeister nie losgelassen hat, ist das Interesse an technischen Dingen. „Schon zu DDR-Zeiten habe ich beispielsweise meinen Trabi von 6 V auf 12 V umgebaut und mir immer mehr Wissen der Kfz-Elektrik angeeignet“, so der Bäckermeister.
Meisterbrief Nr.2: Kälteanlagenbauermeister
Was ihn jedoch schon immer gestört hat, waren die oftmals langen Wartezeiten auf einen Monteur, wenn einmal der Ofen gestreikt oder andere technische Geräte ausgefallen sind. „So habe ich als erstes den kleinen Kälteschein gemacht, um Kälte-Technik selbst in Betrieb nehmen oder im Großhandel einkaufen zu können“, schmunzelt er. Dann legte er erfolgreich die Prüfung zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten im SHK-Handwerk ab. „Für eigentliche Reparaturen war mein Fachwissen aber bei weitem nicht ausreichend.“ Bei einem weiteren Lehrgang zu Kälteanlagen an der Bundesfachschule in Niedersachswerfen hat er schließlich „Blut geleckt“ und drückt noch einmal die Meisterschulbank. „Der Meisterkurs zum Kälteanlagenbauermeister war schon schwer. Da habe ich ohne Ende gepaukt und viel von anderen Lehrgangsteilnehmern mitgenommen“, blickt er auf diese Zeit zurück. Schwer war vor allem, die Bäckerei mit dem Meisterlehrgang unter einen Hut zu bekommen. Im Mai 2010 schließlich hält er seinen Meisterbrief in den Händen – diesmal als Kälteanlagenbauermeister.
Meisterbrief Nr. 3: Elektrotechnikermeister
Doch auch danach ließ ihn die Begeisterung für Technik nicht los. „Ich konnte und „durfte“ jetzt zwar Kühlschränke und Kälteanlagen einbauen und auch reparieren, aber keine Kaffeemaschine oder Elektroback-Öfen“, schmunzelt Jürgen Hübner. So entschied er sich für Meisterlehrgang Nummer 3 – diesmal zum Elektrotechnikermeister. Zwei Jahre lang hieß es wieder Pauken für die Prüfung. Auch diese schloss er letztendlich am 23. August dieses Jahres mit dem Meisterbrief im Elektrotechnikerhandwerk ab.
Wie macht er das nur, fragt man sich. „Meine Leidenschaft für Neues ist auch mit 56 Jahren ungebrochen. Aber natürlich haben diese Weiterbildungen und Meisterabschlüsse auch einen ganz praktischen Nutzen“, erklärt Jürgen Hübner. „Ich denke immer betriebswirtschaftlich. Wo kann ich Kosten einsparen? Wie schnell bei Havarien reagieren? Welche Ersatzteile müssen vorrätig sein?“
Die Kosten für die Meisterlehrgänge hat er aus seiner Sicht schnell wieder rein, wenn er Anlagen selbst einbauen und auch reparieren kann. „In einer Bäckerei gehen die Maschinen nun einmal am häufigsten in der Nacht während der Produktion kaputt. Da schnell einen Monteur zu bekommen, welcher noch die passenden Teile mit hat ist schwierig. Jetzt kann ich fast alle Schäden selbst beheben. Schließlich wollen die Kunden am Morgen ihre frischen Brötchen haben“, lacht der Vollmershainer.
Der volle Überblick über Buchhaltung und Steuern
Dass Jürgen Hübner aber nicht nur auf Meisterwissen setzt, hat er schon viele Jahre früher bewiesen. Er kann neben den drei Meistertiteln auch noch den Abschluss als Betriebswirt des Handwerks vorweisen, den er Ende der 90er Jahre in der Bildungsstäte der Handwerkskammer für Ostthüringen in Rudolstadt abgelegt und später einen Lehrgang zum Steuerfachwirt besucht. „Es kann ja nicht schaden, den richtigen Überblick über die eigene Buchhaltung zu haben und die Steuererklärung selbst machen zu können,“ so Jürgen Hübner.
Seit dem Jahr 2011 betreibt er die Bäckerei gemeinsam mit seinem Sohn Marcus als GbR und aktuell 20 Mitarbeitern am Hauptsitz in Vollmershain und den zwei Filialen.
Zwar möchte sich der Bäcker-, Kälteanlagenbauer- und Elektrotechnikermeister sowie Betriebswirt des Handwerks etwas mehr Ruhe gönnen. Aber ob dies gelingt bleibt offen. Schließlich scheint Jürgen Hübner ein besonderes Gen in sich zu tragen, dass ihn nicht zur Ruhe kommen lässt und stets nach neuem Wissen drängt. Man darf gespannt sein!
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